Liebe Muslime
Heute ist die erste Jumu´a nach Ramadan! Es ist Sitte der muslimischen Gelehrsamkeit, die Gläubigen nach Ende von Ramadan daran zu erinnern, dass sie keine Diener von Ramadan sein, sondern dem Herrn von Ramadan, Allah (swt) dienen sollten! „Seid einzig dem Herrn ergeben! – kunu rabbaniyyien!“ (K 3: 79) – Ruft uns der Koran ins Herz!
Ramadan, der besondere Monat des Korans, samt seiner wunderschönen Momente der Koran-Rezitation und besonderen Gebete ist vorbei! Er hat mitgenommen, was wir ihm mitgegeben haben.
Ramadan ist vergänglich – liebe Muslime! – aber Allah (swt) ist der Ewige, Nicht-Vergängliche! Allah ist der ewig Lebendige, Existierende, Halter alles Lebenden! Ihm widerfährt weder Schlaf noch Schlummer; Alles im Himmel und auf Erden gehört ihm.
Es soll in unserem Bewusstsein klar sein, dass es keinen Gott in Ramadan, und keinen anderen Gott außerhalb von Ramadan geben könnte! Es ist Allah (swt) in und außerhalb von Ramadan! Ihm gehört die Zeit und aller Raum!
Er ist als einziger Gott sowohl im Himmel als auch auf der Erde.
Er ist der, der weise ist und Bescheid weiß. (K 43:84)
Daher liebe Muslime! Seid Gottes-Diener auf Dauer und keine saisonalen Ramadan-Diener! Haltet ein, was ihr im Ramadan an Gottesdiensten und guten Taten im Sinne Allahs vollbracht habt! Haltet Kurs auf dem Wege Allahs in diesem Leben!
Dieses bewusste Festhalten und Bestehen auf dem Weg Allahs (swt) ist ein Ausdruck der persönlichen Entschlossenheit, das Leben im Sinne Allahs (swt) auf Dauer zu führen. Es ist aber auch ein gutes Zeichen für die Annahme von Ramadans Gottesdiensten, dass der Mensch Kraft und Freude am weiteren Gottesdienst (ibadah) spürt.
Dagegen laufen Menschen, die Allah (swt) nur saisonal im Ramadan gedient haben, Gefahr, nach Ramadan eine Kehrtwende zu machen, die sie von Allah (swt) wieder entfernt. Darauf macht uns Allah (swt) im Koran aufmerksam, indem er uns sagt:
Diejenigen, die der Sache des Islam den Rücken kehren, nachdem ihnen die Rechtleitung klar geworden ist, haben sich vom Satan etwas einreden lassen, und er (der Satan) führt sie in die Irre. (K 47:25)
Liebe Muslime,
Wäre das nicht der absolute Verlust, nach einem großen Gewinn in Ramadan? Wäre das nicht ein übler Rückfall und Ausdruck von Undankbarkeit, wenn man sich nun nach diesem segensreichen Ramadan von diesem Gut abwendet?
Werdet ihr denn etwa eine Kehrtwendung vollziehen? …
Wer kehrtmacht, wird damit Gott keinen Schaden zufügen.
Aber Gott wird es denen vergelten, die Ihm dankbar sind. (K 3:144)
Es ist die tiefe Dankbarkeit – liebe Muslime! – die uns motiviert, auf dem Weg zu Allah (swt) zu bleiben und den Weg des Glaubens – auch nach Ramadan – weiter zu bestreiten. Das zeichnet uns als Allahs Diener*innen und nicht als Ramadan-Diener*innen aus!
Als einige unserer frommen Altvorderen (salaf) darauf angesprochen wurden, dass es tatsächlich Menschen gibt, die im Ramadan alles Gute tun, und sich nach Ramadan von allem abwenden, sagten sie dazu verwundert: was für elende Menschen sind das wohl!? Der große Gelehrte al-Hasan al-Basri hat den Satz geprägt: Für das rechtschaffene Handeln eines Gläubigen darf es außer dem Sterben keine Grenzen oder Hindernisse geben!
Lasst uns abschließend einen Blick auf die Empfehlung Allahs (swt) an unseren edlen Propheten Muhammad (s.) werfen. Darin heißt es in etwa:
„Wenn du nun mit etwas fertig bist, dann bleib nicht untätig,
sondern wende dich einer neuen Aufgabe zu!“ (K 94:7)
Das ist die positive Botschaft der heutigen Predigt an jeden von uns!
Nach Ende einer großen Aktivität im Gottesdienst, bleib nicht untätig, sondern widme dich der nächsten Aufgabe zu und halte fest am Seil Allahs!
Wir bitten Allah (swt) darum, uns beizustehen! Er möge uns und unsere Lieben beschützen, den Frieden in den Herzen und der Welt bewahren! Möge er jedem Kraft geben, auf dem Pfad der Rechtschaffenen bleiben zu können –
Āmīn, wa-al-hamdu-lillahi rab-al-aalamin!
Dr. Abdelhaq el-Kouani, jumu´a, 06.05.2022